Jugend unterwegs...

Liebe Unterstützerinnen, liebe Unterstützer, 

 

Viele Grüße aus Costa Rica! Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass ich nun endlich hier bin, nachdem es letztes Jahr wegen der Pandemie nicht geklappt hat und auch dieses Jahr sehr lange unsicher war. Schließlich saß ich am 20. Oktober dann endlich im Flieger von Frankfurt über Paris nach San José, der Hauptstadt von Costa Rica. 

Die ersten zwei Wochen habe ich mit den anderen Freiwilligen von Eirene in der Kleinstadt Coronado, nahe San José, verbracht. Dort hatten wir vormittags einen Sprachkurs und nachmittags Zeit, die Gegend etwas zu erkunden und uns an die Kultur und das Klima zu gewöhnen.  

 

Während dieser Zeit wohnten wir in Gastfamilien. Meine Gastfamilie, ein älteres Ehepaar, war sehr lieb und hat immer typisches Essen gekocht. Dort habe ich auch das erste Mal Gallo Pinto probiert, ein typisches Frühstück (was man durchaus auch zum Mittag- oder Abendessen essen kann). Gallo Pinto besteht aus Reis und Bohnen, die zusammen mit Zwiebeln, Koriander, Paprika und anderen Gewürzen angebraten werden. Dazu isst man zum Beispiel angebratene Plátanos (Kochbananen), Rührei, Käse und Natilla (ein Milchprodukt, das leichte Ähnlichkeiten mit saurer Sahne oder Joghurt hat). Am Anfang fand ich es etwas gewöhnungsbedürftig, Reis früh morgens zum Frühstück zu essen, aber inzwischen liebe ich Pinto und Plátanos ebenfalls. Plátanos kann man in unzähligen Varianten zubereiten. Man kann sie bereits grün ernten, dann heißen sie Plátanos Verdes oder reif als Plátanos Maduros, erst dann schmecken sie süßlich. Es gibt Gerichte, da werden sie mit Käse überbacken, oder als Grundlage für Teig von Teigtaschen, Empanadas, verwendet. Man macht auch Chips daraus, dann nennt man sie Platanitos. 

 

In der ersten Zeit in Costa Rica habe ich auch die Hauptstadt San José besser kennengelernt. In vielen Vierteln in San José gibt es an den Wochenenden Obst- und Gemüsemärkte, Ferias genannt. Dort gibt es frische regionale Früchte zu kaufen, wie Ananas oder Papaya, aber auch sehr viele Früchte, die ich noch nie gesehen habe. Entdeckt habe wir dort zum Beispiel die Frucht Mamon Chino, die Ähnlichkeiten mit einer Litschi hat, aber trotzdem etwas anders schmeckt. 

 

Nach zwei aufregenden Wochen in San José konnte ich nach Ciudad Quesada (auch San Carlos genannt), meinem Zuhause für das nächste Jahr, umziehen. Ich lebe dort mit einer anderen Freiwilligen in einer Wohnung zusammen. 

Ich arbeite in der Einsatzstelle Urcozon, eine Organisation des Kooperativismus. Die Arbeit ist super vielseitig, da Urcozon aus vielen verschiedenen Kooperativen besteht, verteilt in der ganzen Stadt, oder auch über San Carlos hinaus. Dementsprechend vielfältig kann meine Arbeit hier aussehen, was ich sehr toll finde. Zu Urcozon gehört das Centro Educativo Cooperativo San Carlos Borromeo. Es handelt sich dabei um eine kleine Privatschule, die zur Kooperative gehört. Angefangen bei Kindergarten (materno), Vorschule (prepatoria), über Grundschule, bis hin zur weiterführenden Schule, gibt es pro Jahrgang eine Klasse mit durchschnittlich 15 Kindern. Angrenzend an die Schule gibt es eine Sportanlage mit Schwimmbad, die die Schule mitbenutzen darf. Die Unterrichtsfächer sind sehr vielseitig, neben Sport- und Schwimmunterricht steht ebenfalls Musik-, Tanz- und auch Schachunterricht auf dem Stundenplan. 

 

Im Prinzip kann ich mir frei aussuchen, in welchen Bereichen der Schule ich mithelfen möchte. Mein Tag beginnt normalerweise um 7:30 Uhr und geht manchmal bis 2:30, oder auch bis 4 Uhr, je nach Nachmittagsaktivität. Im Moment arbeite ich je ein Tag die Woche im Kindergarten und in der Vorschule. Einen weiteren Tag helfe ich in verschiedenen Klassen der Grundschule und weiterführenden Schule aus und die anderen zwei Tage arbeite ich in einer anderen Kooperative von Urcozon, aber dazu später mehr. 

Im Kindergarten und in der Vorschulklasse gibt es immer viel zu tun. Teilwiese haben sie freie Zeit zum Spielen, aber es gibt auch viel Programm den ganzen Tag, unter anderem Sport- oder Musikunterricht oder auch Englischunterricht. Zu meinen Aufgaben gehört den Kindern bei den Aufgaben zu assistieren, beim Sportunterricht beim Umziehen zu helfen, das Mittagessen zu erwärmen, zusammen zu basteln, oder in der Mittgaspause mit ihnen zu spielen. Ich habe die Kinder jetzt schon ins Herz geschlossen und ich glaube, sie freuen sich auch wenn ich komme, den zahlreichen selbstmalten Bildern oder Umarmungen zu urteilen. 

 

 

Im Englischunterricht wird Spielerisch oder mit Videos Englisch gelernt. Der Morgen startet mit einer Morgenroutine auf Englisch, zum Beispiel mit einer „Wie geht’s mir“ - Runde und Liedern über die Wochentage, das Wetter, oder die Monate. Trotzdem bearbeiten sie im Laufe des Tages auch Arbeitsblätter auf Englisch, zum Beispiel mit Bildern von Buchstaben und dazugehörigen Gegenständen, die in Englisch mit diesem Buchstaben beginnen. In dieser Zeit spricht die Lehrerin nur Englisch mit den Kindern. Auch wenn die Kinder nicht fließend Englisch sprechen können, verstehen sie fast alles. Ich finde das ich sehr beeindruckend, denn die Jüngsten sind gerademal 4 Jahre alt. 

Am Nachmittag gebe ich für Schüler der weiterführenden Klassen Deutschunterricht. Es ist freiwillig für die Schüler und deshalb eher wie eine Deutsch-AG. Ich mache das alleine und habe dort auch komplett freie Hand. Mir macht das sehr viel Spaß, weil auch die Schüler sehr motiviert sind. Am Anfang habe ich etwas gebraucht um rauszufinden, wie ich das am besten angehe, weil ich keine Erfahrungen als Lehrerin habe und auch nicht möchte, dass es für die Schüler langweilig wird, ich war ja selbst vor nicht allzu langer Zeit in dieser Position. Wir üben nun erstmal einfache Dinge zur Vorstellung und um über Hobbies zu reden, oder ich erzähle über die deutsche Kultur. 

An zwei anderen Nachmittagen die Woche gebe ich mit meiner Mitfreiwilligen eine Fußball-AG. Dort können alle Schüler aller Altersgruppen kommen, die Lust haben. Hierbei sind wir ebenfalls alleine verantwortlich für die Kinder und denken uns selber Übungen aus. Es sind auch einige Kinder dabei, die noch nie davor Fußball gespielt haben. Mich freut, dass sie gerade deswegen kommen und es lernen wollen. 

 

Ich würde sagen, dass ich gut in den Arbeitsalltag gestartet bin. Allerdings sind jetzt, ab Mitte Dezember, bis Februar erstmal Sommerferien, das heißt meine Arbeit in der Schule wird sich jetzt wieder komplett verändern. In der Schule gibt es theoretisch immer etwas zu tun, aber Urcozon hat noch viele weitere Arbeitsfelder in anderen Kooperativen, vielleicht werde ich dort in dieser Zeit arbeiten. 

Am letzten Tag vor den Sommerferien zum Jahresabschluss bin ich mit einer Schulklasse zum Vulkan Irazú gefahren. Die darauffolgende Woche gab es die Abschlussfeier, die Graduación. Das war eine sehr interessante Erfahrung für mich, denn es gibt jedes Jahr insgesamt vier Klassenstufen, die ihre Graduación feiern. Die Vorschulklasse, die sechste Klasse (Ende der Grundschule), die neunte Klasse (Erreichen der Mittleren Reife) und die elfte Klasse (Abschlussklasse). Alle trugen die typischen Gewänder und Hüte und es herrschte eine sehr feierliche Stimmung. 

 

Meine Arbeit gliedert sich in die Arbeit in der Schule und in die Arbeit in anderen Kooperativen. Im Moment arbeite ich zwei Tage die Woche in einer Bäckerei der Kooperative, Coopepan, in der Produktion. Die Arbeit in der Bäckerei ist ganz anders als in der Schule, es ist viel körperliche Arbeit. Ich hatte zuvor bereits in einer Bäckerei in Nordirland gearbeitet, doch meine Erfahrungen bringen mir nicht viel, denn die Arbeit ist sehr anders. Allgemein wird hier in der Bäckerei sehr viel süßes Gebäck zubereitet. Es gibt herzhaftes Brot, aber eigentlich nur weißes Baguette oder Brot überbacken mit Käse oder Natilla. Es gibt eine kleine Küchenzeile, dort bereitet Carmen, meine Arbeitskollegin, immer Empanadas zu. Empanadas sind gefüllte Teigtaschen, bestehend aus einem Mais-Teig, meistens gefüllt mit Fleisch, Hühnchen oder auch Kartoffeln. 

 

Grundlage für die süßen Gebäcke ist oft ein gelb gefärbter Hefeteig (der einfach nur fürs Auge bunt gefärbt wird) oder Blätterteig. Viele Gebäcke beinhalten Marmelade, dann aber meistens Marmelade aus Ananas oder Guayaba, eine leicht rötliche Frucht. Ebenfalls viel verkauft wird ein Blechkuchen, dessen Grundteig Mais beinhaltet. Auch wenn ich nun einige Wochen dort arbeite, brauche ich noch etwas Zeit, bis ich alle Namen der Produkte oder allein die Zutaten kennengelernt haben. Ich merke aber auch, dass ich langsam eine Routine habe und mich immer besser in der Bäckerei zurechtfinde. 

 

Meistens arbeite ich mit meinem Arbeitskollege Victor zusammen. Er bringt mir sehr viel bei und hat viel Geduld mit mir, wenn ich ein weiteres Mal etwas nachfragen muss, wie die Sachen heißen, die wir gerade machen. Mir macht die Arbeit Spaß, jedes Mal, wenn ich da bin, lerne ich etwas Neues. Und wenn ich etwas nicht kenne, darf ich es meistens probieren :) 

 

Die Arbeit macht mir wirklich Spaß und die Menschen sind sehr herzlich. Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass ich in diesem hier leben darf. 

 

Vielen Dank für eure Unterstützung! 

Liebe Grüße 

Rebecca